Wer beim Onboarding von neuen Mitarbeitenden über die herkömmlichen, formalen Aspekte hinaus auch die emotionalen und motivationalen Punkte berücksichtigen will, wird den neuen Kollegen bestimmt begeistern.
Dazu bieten die neurologischen Ebenen von Robert Dilts ein Modell, um persönliche und organisatorische Themen zu strukturieren.
Sie basieren auf der Idee, dass es verschiedene Ebenen des Lernens, Verhaltens und der Veränderung gibt, die aufeinander aufbauen und sich gegenseitig beeinflussen. Diese Ebenen können besonders nützlich sein, um ein Onboarding-Prozess zu gestalten, der nicht nur auf die Vermittlung von Informationen abzielt, sondern auch tiefere Ebenen der Integration, Motivation und Anpassung anspricht.
Hier ist eine strukturierte Herangehensweise für ein sehr gutes Onboarding mit den Neurologischen Ebenen:
Diese ersten 3 Punkte beugen Hilflosigkeit vor und führen zu innerer Sicherheit in den ersten Tagen und Wochen am neuen Arbeitsplatz:
1. Umwelt (Environment) – Wo und wann findet das Onboarding statt?
Diese Ebene beschreibt den physischen und sozialen Kontext, in dem das Onboarding stattfindet.
Stelle dazu sicher, dass neue Mitarbeitende eine angenehme, unterstützende Umgebung haben, in der sie arbeiten und lernen können. Zeige ihnen den Arbeitsplatz, stelle sie den Kollegen vor und biete Unterstützung bei technischen oder logistischen Fragen. Das physische Umfeld (Arbeitsplatz, Ausstattung, Zugang zu Systemen) sollte optimal vorbereitet sein, sodass der Einstieg reibungslos verläuft. Du kannst dem neuen Kollegen anbieten, den ein oder anderen persönlichen Gegenstand, Bilder oder ähnliches, mitzubringen, um eine Wohlfühatmosphäre zu unerstützen.
Dazu gehört auch die Einführung in digitale Systeme und Tools, Rundgang durchs Büro oder virtuelles Setup bei Remote-Onboarding.
2. Verhalten (Behavior)– Was soll getan werden?
Diese Ebene beschäftigt sich mit den sichtbaren Handlungen und Aufgaben.
- Ansatz im Onboarding: Lege klare Erwartungen für die Rolle fest, und gib den neuen Mitarbeitenden Aufgaben, die sie ausführen sollen, um sich in ihre neue Rolle einzuarbeiten. Dabei sollten erste kleine Erfolgserlebnisse eingebaut werden, um ein Gefühl der Kompetenz zu vermitteln.
Beispiel: Erkläre die täglichen Aufgaben, zeige Standardprozesse, führe neue Mitarbeiter Schritt für Schritt durch relevante Arbeitsabläufe.
3. Fähigkeiten (Capabilities) – Wie wird etwas getan?
Diese Ebene beschreibt die Fähigkeiten, Strategien und Kompetenzen, die zur Erfüllung der Aufgaben notwendig sind.
- Ansatz im Onboarding: Vermittle spezifische Fähigkeiten und Kenntnisse, die für die neue Rolle erforderlich sind. Schulungen und Trainingsmodule sollten den neuen Mitarbeitern helfen, ihre Fähigkeiten zu erweitern und das notwendige Wissen für ihre Aufgaben zu erwerben.
Beispiel: Biete Schulungen für Software oder interne Systeme an, stelle Lernressourcen zur Verfügung und fördere das praktische Training am Arbeitsplatz.
Mit der Berücksichtigung der folgenden beiden Ebenen stärkst Du das Selbstvertrauen Deines neuen Mitarbeitenden:
4. Überzeugungen und Werte (Beliefs and Values) – Warum wird etwas getan?
Diese Ebene dreht sich um die Motivation und die Gründe für das Verhalten.
- Ansatz im Onboarding: Betone die Werte und Überzeugungen des Unternehmens. Erläutere, warum bestimmte Prozesse so durchgeführt werden und wie die Rolle des neuen Mitarbeitenden zur Erreichung der Unternehmensziele beiträgt. Wenn dies gelingt, kann es motivierend auf neue Kollegen wirken und gibt ihnen ein Gefühl der Zugehörigkeit.
Beispiele: Erkläre die Unternehmenskultur, verdeutliche die Vision und Mission des Unternehmens, zeige auf, wie das eigene Handeln zum Erfolg des Teams und der Organisation beiträgt.
5. Identität (Identity) – Wer bist du (im Kontext dieser Rolle)?
Diese Ebene beschäftigt sich mit dem Selbstbild und der Rolle, die der neue Mitarbeitende innerhalb des Unternehmens einnimmt.
- Ansatz im Onboarding: Hilf den neuen Mitarbeitenden dabei, ihre Identität innerhalb des Unternehmens zu definieren. Unterstütze sie darin, ihre Rolle klar zu verstehen und sich als wertvollen Teil des Teams zu sehen. Ermutige sie, sich mit ihrer neuen Position zu identifizieren und Verantwortung zu übernehmen.
Beispiel: Stelle sicher, dass der Mitarbeitende ein klares Verständnis von seiner Rolle hat, biete Möglichkeiten zur persönlichen Entwicklung und unterstütze die Entstehung eines positiven beruflichen Selbstbildes.
Die folgende Ebene hilft Dir und Deinem neuen Kollegen, Zufriedenheit und Verbundenheit zu erlangen:
6. Zugehörigkeit und Vision (Purpose/Spirituality) – Wozu trägst du bei?
Diese höchste Ebene bezieht sich auf den größeren Zweck oder die Vision, an die sich der Mitarbeiter anschließt.
- Ansatz im Onboarding: Zeige auf, wie die Arbeit des Einzelnen zu einem größeren Ganzen beiträgt – sei es zur Mission des Unternehmens, zur Verbesserung der Welt oder zur Unterstützung der Gemeinschaft. Dies gibt den Mitarbeitenden ein Gefühl von Sinnhaftigkeit und Bedeutung in ihrer Arbeit.
Beispiele: Erkläre, wie das Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung übernimmt, was die langfristige Vision ist und wie die Rolle des neuen Mitarbeitenden auf diese Vision einzahlt. Eventuell findest Du eine passende Geschichte, wie die die Maurer, die die Steine für den Bau einer Kathedrale aus dem Steinbruch klopfen. Als man sie fragte, was sie beruflich machten, antwortete der eine: "Ich klopfe den ganzen Tag Steine aus einem Steinbruch". Der andere aber sagte: "Ich sorge dafür, das hier bald Menschen Ihren Glauben leben können"
Integration der Neurologischen Ebenen im Onboarding-Prozess:
Ein sehr gutes Onboarding sollte alle Ebenen adressieren, da sie sich gegenseitig beeinflussen. Wenn der Mitarbeitende beispielsweise das „Warum“ seiner Aufgaben versteht (Überzeugungen und Werte), wird er motivierter sein, neue Fähigkeiten zu erlernen und sein Verhalten anzupassen. Wenn er seine Identität im Unternehmen versteht, wird er in der Lage sein, sich stärker mit dem Team und der Unternehmensvision zu identifizieren, was seine Loyalität und Produktivität steigert.
Konzentriere dich zu Beginn auf die unteren Ebenen (Umgebung, Verhalten, Fähigkeiten), um die grundlegende Eingewöhnung zu erleichtern.
Gehe dann mittelfristig über zu den höheren Ebenen (Überzeugungen, Identität), um die kulturelle und emotionale Integration zu unterstützen.
Fördere langfristig die Vision und den Zweck, um eine langfristige Motivation und Zugehörigkeit zum Unternehmen sicherzustellen.
Durch diese umfassende Herangehensweise gelingt es Dir, nicht nur die formalen Aspekte des Onboardings abzudecken, sondern auch eine emotionale und motivationale Bindung aufzubauen.
Ein riesengrosses Dankeschön für die Inspiration zu diesem Blog-Artikel geht an Ulrike Dolle und Jürgen Jonat, die ich auf einem Kongress im Frühling diesen Jahres erleben durfte.
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